Sterben für Fortgeschrittene #2

Der Tod hat viele Namen

Ich hatte angedeutet, etwas über die Antagonisten auszuplaudern. Okay, mach ich. Dafür muss ich allerdings ein bisschen weiter ausholen ...

 

Die Mexikaner haben eine recht lockere Einstellung zum Tod. Während er bei uns meistens tabuisiert und verdrängt wird, ist er in Mexiko ein fester Bestandteil der Kultur und des alltäglichen Lebens. Nicht weil in Mexiko mehr gestorben wird als anderswo - auch wenn die regelmäßigen Schreckensmeldungen über den Drogenkrieg und Massenexekutionen diesen Eindruck entstehen lassen können -, sondern weil sich die prähispanischen Jenseitsvorstellungen und Brauchtümer im von den Missionaren darübergestülpten christlichen Feiertag Allerheiligen bis heute erhalten haben.

So entstand, vereinfacht gesprochen, der Día de los Muertos, der Tag der Toten. Darüber will ich hier aber nicht referieren - das Netz ist platzt schon vor Artikeln darüber. Mich interessieren vielmehr die Möglichkeiten, die er dem Autor bietet.

Das fiktive Universum, in dem mein Protagonist Pablo lebt (und stirbt), besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: einer dicht an die Realität angelehnten Interpretation von Mexiko-Stadt, und dem Jenseits, das ich wahlweise auch mal Nebellande, Totenreich oder Mictlan  nenne - Letzteres ist die aztekische Unterwelt.

Der nette Herr auf dem Bild rechts - er heißt Mictlantecuhtli - ist für den Laden zuständig. Auch wenn er in den meisten Darstellungen dem personifizierten Tod der europäischen Mythologie ähnelt, ist seine Aufgabe nicht, die Seelen mit der Sense zu ernten oder sie gar wie in "Final Destination" bei den Säumigen zwangszuvollstrecken. Den Azteken reichte es, ihn (und seine nicht minder attraktive Frau Mictlancihuatl) als Herrscher der Unterwelt zu fürchten und zu verehren, wohl wissend, dass sie alle ihm eines Tages gegenüberstehen würden - es sei denn, sie starben eines heldenhaften Todes. Oder ertranken - dann kamen sie ins Paradies des Regengottes Tlaloc.


Mictlantecuhtli gehörte nicht zu jenen Göttern, denen in großem Stil Opfer gebracht wurden, auch wenn ritueller Kannibalismus mit seiner Anbetung in Verbindung gebracht wird. Er selbst galt übrigens auch als Leckermaul, weshalb man den Toten Fresskörbe mit auf den Weg gab, die sie ihm überreichen konnten.

Heutzutage warten auf die Toten, die am Día de los Muertos ins Diesseits zurückkehren, reichgedeckte Tafeln, die sich unter allerlei Süßspeisen biegen. Ob dieser Brauch noch auf die aztekischen Bestattungsrituale zurückgeht?

Auf jeden Fall hat sich an den Figuren, die zum Totenfest aufgestellt, herumgetragen, angebetet und verzehrt werden, seit damals nicht viel verändert. Noch immer ist der vielgestaltige Tod der große Star. Männlich wie weiblich - Mictlantecuhtli und Mictlancihuatl. Als "la Catrina" oder "Santa Muerte" erfährt er (oder sie) heutzutage eine ganzjährige Verehrung, die an Popkultur grenzt.

Das Konzept, dass Götter durch die spirituelle Energie der Gläubigen gestärkt und genährt werden, ist in der Fantasy weit verbreitet (Terry Pratchett treibt es in "Einfach göttlich" auf die Spitze). Ich kann dem auch einiges abgewinnen. Die Azteken sind untergegangen, aber ihre Götter sind stark wie nie. Und am Tag der Toten ist ihnen alles möglich.

Aber Mictlantecuhtli ist nicht  der Antagonist. Übermächtige Gegner haben die Tendenz, dem Protagonisten die Initiative zu rauben, da ein Sieg über sie meistens das Eingreifen übermächtiger Verbündeter erfordert.  

Dafür hat er seine Priester, die bei den Azteken oft auch weltliche und schamanische Macht in sich vereinigten. Meiner heißt Cipactli, und er hat einen Mordsaufwand betrieben, das Totenreich mit Kriegern zu füllen. Die spielen in seinen Plänen eine gewichtige Rolle.

Aber auch Cipactli ist nicht der  Antagonist. Ein Priester ist eine Respektperson, der stromert nicht einfach durch die Stadt und meuchelt irgendwelche Leute.

Dafür hat er seinen Meuchler Marcos Ángel Sanchez. Jemand, der auf beiden Seiten des Todes wandelt. Jemand wie Pablo. Ich mag Auseinandersetzungen auf Augenhöhe - mit einem kleinen, unfairen Vorteil für den Bösewicht. Das wird lustig.

Marcos ist  der Antagonist.

Kommentare: 6 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Keva Fennelly (Mittwoch, 08 Februar 2017 18:35)


    Keep on working, great job!

  • #2

    Quiana Stuhr (Donnerstag, 09 Februar 2017 05:06)


    I always used to read paragraph in news papers but now as I am a user of net thus from now I am using net for posts, thanks to web.

  • #3

    Lloyd Volk (Donnerstag, 09 Februar 2017 07:04)


    Nice blog here! Additionally your website lots up very fast! What host are you the use of? Can I get your affiliate hyperlink on your host? I wish my site loaded up as fast as yours lol

  • #4

    Dacia Renninger (Donnerstag, 09 Februar 2017 08:08)


    Ahaa, its good dialogue concerning this post at this place at this blog, I have read all that, so at this time me also commenting here.

  • #5

    Lorna Rowlett (Donnerstag, 09 Februar 2017 13:56)


    Hi there to all, the contents existing at this site are really awesome for people knowledge, well, keep up the nice work fellows.

  • #6

    Wendie Flore (Donnerstag, 09 Februar 2017 14:20)


    Hello, i read your blog from time to time and i own a similar one and i was just wondering if you get a lot of spam feedback? If so how do you reduce it, any plugin or anything you can recommend? I get so much lately it's driving me mad so any support is very much appreciated.