Ein Tag auf der Buchmesse-Convention in Dreieich-Sprendlingen
Fahrtverpflegung? Eingepackt. Kamera? Ersatzakku? Yep, alles da. Und weil es mein erster Besuch in Sprendlingen ist: Wegbeschreibung? Wird überbewertet. Ich habe auf einem Zettel notiert, wo ich
abbiegen muss.
So, jetzt noch der Eimer mit den ganz speziellen Muffins (für meine Lieblingsverlegerin), und dann geht es los.
Es ist viertel vor acht, als ich in Klein Schneen losfahre. Sprühregen. Ich habe wenig geschlafen. Im CD-Spieler läuft "The National". Ich singe mit, bis ich wach bin.
Zweieinhalb Stunden später drehe ich eine Ehrenrunde im Sprendlinger Gewerbepark. Wie war das mit dem Zettel? Trotzdem gelange ich zügig zum Bürgerhaus. Der Spaß kann beginnen.
Am Eingang erhalte ich mich mein blaues Band, das mich als zahlender Besucher ausweist, und die Contüte, vollgestopft mit Infomaterial der Aussteller. Ein kurzer Blick auf den Plan: Die BuCon spielt sich überwiegend im großen Veranstaltungssaal ab, dem "Panoramadeck". Rundherum gruppieren sich Räumlichkeiten mit klangvollen Namen wie "Holodeck", "Deep Space 5" und "Maschinenraum". Dort werden die Autorenlesungen stattfinden.
Im Saal erschlägt mich die Menschenmenge. Ingrid, wo bist du? Aha, da ist der Stand des Verlags ohneohren, und dahinter erspähe ich den (heute mal schwarzen) Lockenkopf meiner Lieblingsverlegerin.
Wir sind uns noch nie begegnet, haben bisher nur Kontakt via Mail und facebook gehalten. Jetzt wird sich die Tauglichkeit meines Profilbilds erweisen - oder auch nicht.
Ingrids Augen weiten sich. "Thomas!" Wir fallen uns in die Arme. Test bestanden.
"Ich habe was für dich." Ingrid zieht eine Papiertüte unter dem Tisch hervor: Meine Belegexemplare der "Verschlusssache". Yeah!
Ich habe aber auch etwas für Ingrid: Die wahrscheinlich ersten und einzigen Cthulhu-Muffins der Welt. Sie kommen in vertraute Gesellschaft: Ingrids Stand wird bereits von je einem Strick-,
Plüsch- und Gummi-Cthulhu bewacht.
Und von bekannten Gesichtern belagert, die ich ebenfalls nur von facebook kenne. Da sind zum Beispiel Jacqueline Mayerhofer, Werner Graf, Laura Dümpelfeld, Luzia Pfyl und "Starautorin" Diana Menschig.
Geplättet und noch etwas benommen von der langen Fahrt setze ich mich erst mal zu Ulf Fildebrandt in den Lesungsraum "Ten Forward". Der sympathische Jungautor stellt seinen Roman "Dunkelwärts"
vor, der mit einem interessanten Weltenbaukonzept punktet.
Dann geht es zurück an den Stand von ohneohren, wo sich inzwischen Melanie Vogltanz, Fabian Dombrowski, Bianca Riescher und Markus Cremer (in genialem Steampunk-Outfit) eingefunden haben. Die
"Verschlusssachen" wandern von Hand zu Hand und werden um Widmungen bereichert. Und noch eine Unterschrift ist fällig: Ingrid reicht mir den Autorenvertrag zur geplanten Anthologie "Heimchen am
Schwert". Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Yeah!
Jetzt will ich aber mal sehen, was hier sonst noch los ist. Gleich neben Ingrid steht Steampunk-Ikone Grit Richter mit ihrem Art Skript Phantastik Verlag und zwinkert mir mit meterlangen Wimpern
zu. Ich kaufe die Anthologie "Fantasy Noir", in die ich es nicht geschafft habe - schließlich interessiert mich brennend, womit sich Grits Verlegerinnenherz erweichen lässt.
Auf keinen Fall darf Torsten Low auf meinem Rundgang fehlen. Der "bissige Verleger", wie sein T-Shirt warnt, hat meine erste Geschichte in der Siegeranthologie "Stille" der Storyolympiade 2013/14
veröffentlicht.
"Hi Torsten! Ich bin Thomas."
In Torstens Gesicht arbeitet es.
"Heidemann", füge ich hinzu.
"Ah! Die Vigilanz-Story!" Torsten zieht mich an seine Brust. Die Story "Helfen Sie der Vigilanz!", erzählt er, kommt bei seinen Lesungen regelmäßig zum Einsatz. Das Autorenherz schlägt
höher.
Etwas später lerne ich das erfolgreiche Autorenduo Vanessa Kaiser und Thomas Lowasser kennen, die mich anhand der "Vigilanz-Story" identifizieren. Vanessa erzählt mir, dass sie immer nur Männern
namens Thomas begegnet. Prompt gesellt sich Autor Thomas H. Backus zu uns.
Beim weiteren Stöbern steht plötzlich eine distinguierte rötlichblonde Dame vor mir. "Thomas?"
"Renate?"
Die nächste Umarmung. Renate - oder Reneé Engel - ist meine liebste und fleißigste Betaleserin, und wir pflegen seit langem eine Mailfreundschaft. Dies ist unsere erste Begegnung in Fleisch und
Blut. Wir haben uns viel zu erzählen.
Endlich treffe ich mein Idol Oliver Plaschka (auf dem Foto zusammen mit Torsten Low). Oliver ist Perry-Rhodan-NEO-Autor und ebenfalls mit einer Story in der "Verschlusssache"
vertreten.
Nach einem kurzen Plausch kaufe ich seine bei Torsten erschienene Kurzgeschichtensammlung und lasse sie mir signieren.
Autor Holger M. Pohl ist ebenfalls am Stand und erzählt mir etwas über seinen Roman "Arkland". Mein Wunschzettel wir immer länger.
Robert von Cube hat es endlich zur BuCon geschafft, ein weiterer Facebook-Freund und Betaleser. Wir erkennen uns auf Anhieb. Auch für ihn hat Ingrid einen Vertrag mitgebracht - wir werden zusammen im "Heimchen am Schwert" erscheinen. Glückwunsch, Robert!
Während wir in Trauben mit ständig wechselnder Belegschaft vor dem ohneohrigen Stand herumhängen, beobachte ich die gleichzeitig erschöpft und glücklich wirkende Ingrid. Blitzt da so etwas wie mütterlicher Stolz in ihren Augen auf? Schließlich haben etliche von uns die erste Veröffentlichung ihr zu verdanken und sind vor allem ihretwegen hier.
Es wird Zeit, sich für eine Lesung zu entscheiden. Die von Ohneohren, Torsten Low, Oliver Plaschka und Bernhard Hennen finden blöderweise gleichzeitig statt. Ich entscheide mich für Oliver und bedaure es nicht.
Oliver hat einen angenehm ruhigen, dezent humorvollen Auftritt. Er liest auf eindringliche Weise aus seiner Anthologie "Das öde Land und andere Geschichten vom Ende der Welt". Genau so, nehme ich mir vor, will ich irgendwann meine erste Lesung bestreiten.
Noch eine Stunde bis zur Verleihung des Deutschen Phantastik-Preises, aber das werde ich nicht mehr schaffen. Ich bin hundemüde und habe noch die Rückfahrt vor mir. Schnell noch einen Kaffee und dann los. Na ja, fast. Bis ich mich von allen verabschiedet habe, vergeht eine halbe Stunde. Nächstes Jahr, verspreche ich Fabian Dombrowski, werde ich das volle Programm mitmachen.
Die Heimreise trete ich mit dem Gefühl an, Mitglied einer großen Familie zu sein.
Es war eine geiler Tag. Und garantiert nicht mein letzter Besuch in Sprendlingen.
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Holger M. Pohl (Donnerstag, 22 Oktober 2015 15:57)
Ich hoffe, dass aus dem Wunsch bald Wirklichkeit wird. Vielen Dank für den schönen Bericht!